Mittwoch, 25. März 2009

Heute, wir basteln uns einen Feind.

Man nehme:

  • ein Thema bei dem jeder gezwungen ist sich betroffen zu fühlen und nur eine Meinung gesellschaftlich vertretbar ist
  • einen Politiker (gut abgehangen und am besten schon halb durch)
Diese Zutaten vermischt man mit ein paar neuen Gesetzen die im besten Falle nicht sofort mit dem aktuellen Thema in Verbindung zu bringen sind und kocht dies alles dann bei starker Flamme in der Medienküche.

Die Rede ist in diesem Fall von Kinderpornographie und im speziellen von der kommerziellen angeblich existierenden Kinderpornoindustrie. Das es diese nämlich gibt - versucht Frau von der Leyen seid geraumer Zeit zu vermitteln.

Udo Vetter schreibt hierzu in seinem Law Blog seine eigenen Erfahrungen mit Mandanten die sich des Besitzes von solchem Material strafbar gemacht haben. Sein Fazit: Keiner seiner Mandanten hat auch nur einen Cent dafür bezahlt und ihm ist auch kein Fall bekannt wo dies einer getan hätte. Er spricht weiter sogar von einem Anteil von mindestens 98% Material das zum Teil seid Jahrzenten getauscht wird.

Was Herr Vetter in diesem Artikel nicht schreibt, an anderer Stelle aber schon erwähnt hat, ist die Änderung des Gesetzes welches besagt, dass auch die Abbildung von Jugendlichen neuerdings als Kinderpornographie gehandelt wird. Das Gesetz geht sogar noch weiter - nicht nur die Abbildung von 14-17 Jährigen ist Kinderpornographie sondern auch Film- und Fotomaterial welches den Betrachter glauben lässt es würde sich um Minderjährige Jugendliche handeln auch wenn es nur eine 35 Jährige Chinesin ist der man ein paar Zöpfe geflochten hat.

Von diesem Standpunkt aus kann man Frau von der Leyen dann kaum noch wiedersprechen und ihr einfach nur zu ihrer großartigen Polemik gratulieren.

Richtig wäre vermutlich:
"Der kommerzielle Vertrieb von Kinderpornographie ist in Deutschland nach alten Maßstäben nicht vorhanden, wenn wir uns aber auf neue Gesetze berufen in denen pornographisches Material in die selbe Kategorie fällt, sieht die Sache schon anders aus. Man sollte aber bedenken das die Pornoindustrie sehr genau auf das Alter ihrer Darsteller achtet. Der Großteil der Einnahmen stammt aus Filmen in denen Erwachsene als Kinder bzw Jugendliche dargestellt werden."

Leider bringt so ein Satz nicht das Ergebnis das nach meiner Meinung verfolgt wird. Die Statistik sagt das nur 1% der wegen Kindesmissbrauch Angezeigten verurteilt wird und nur ca 10% der Missbrauchsfälle überhaupt angezeigt werden. Laut unrecht.org sind das 19.906 verhandelte Fälle in 2001 was einer Dunkelziffer von 179.154 Fällen von Kindesmissbrauch allein im Jahr 2001 entspricht. Meine persönliche Erfahrung mit jungen Frauen und Mädchen ist, dass jede dritte junge Frau der ich auf freundschftlicher Basis näher kommen durfte eigene Erfahrung mit sexuellem Missbrauch hatte.

Nur ein 1% wird verurteilt, klar es gibt bei diesen Anzeigen mit sicherheit Unschuldige, und es werden jährlich rund 180.000 Kinder missbraucht. Das ist ein unglaublicher Missstand der nun durch Phantombekämpfung verschleiert werden soll. Das ist nicht nur typisch für die Art und Weise wie in Deutschland Politik gemacht wird sondern ein Hohn für alle Betroffenen. Nicht nur das mit einer solchen Vorgehensweise ein Eingriff in die Privatssphäre gerechtfertigt wird, der wie die meisten Neuerungen in dieser Richtung kaum zu ertragen ist, es verhindert auch das echte Arbeit zur Prävention von Missbrauch verrichtet wird.

Man meint fast das Politiker wie Verantwortliche von Kapitalgesellschaften handeln. Frei nach dem Motto: "Hauptsache in meiner kurzen Amtszeit hat sich die Bilanz positiv verändert".

Dass diese Art von Politik die selben Spätfolgen hat, wie wenn man sein komplettes Kundenmanagement an ein Callcenter an der polnischen Grenze auslagert, sollte sogar jemand sehen der Spiegel, Stern und Focus für seriöse Nachrichtenmagazine hält.